Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich in Singapur fast 100 internationale Organisationen zusammengeschlossen, um sich für eine faire und umweltschonende Naturkautschukproduktion einzusetzen. Diese Plattform könnte für Nachhaltigkeit im Agrikultursektor Schule machen.
Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass sich die BMW Group mit verschiedenen Lieferanten, NGOs und anderen Unternehmen zusammengesetzt hat, um die Bedeutung einer nachhaltigen Naturkautschukproduktion für die Industrie zu erforschen. Daraus ist die globale Plattform für nachhaltigen Naturkautschuk (GPSNR) hervorgegangen, die sich seitdem ständig vergrößert hat. Fast 100 Mitglieder sind aktuell dabei, unter ihnen Reifenproduzenten wie Pirelli, Continental oder Goodyear, Autohersteller wie Ford oder Toyota sowie die BMW Group. Zusammen verantworten sie ca. 50 Prozent des weltweiten Marktvolumens für Naturkautschuk.
Naturkautschuk ist für die Reifen- und Fahrzeugindustrie unverzichtbar. Etwa drei Viertel des weltweit produzierten Naturkautschuks werden allein von diesem Industriezweig genutzt. Zwar ist das Material ein nachwachsendes Produkt, das aus der Pflanzenmilch der Kautschukbäume gewonnen wird, doch aufgrund der steigenden Nachfrage werden die Anbauflächen in den südostasiatischen Ländern immer größer. „Hier müssen wir sehr genau aufpassen, dass beim Anbau alle sozialen und ökologischen Aspekte berücksichtigt werden“, sagt GPSNR-Direktor Stefano Savi. Denn eine gute Alternative zu Naturkautschuk gibt es derzeit noch nicht.
Sechs Millionen Kleinbauern verantworten 85 Prozent des Kautschukanbaus.
Eine große Herausforderung sind allerdings die sechs Millionen kleinen Kautschuk-Farmen, die für 85 Prozent des Kautschukanbaus verantwortlich sind. „Das macht es für die Reifenhersteller und ihre Abnehmer extrem schwierig, einheitliche soziale und ökologische Anbaubedingungen zu vereinbaren“, sagt Savi. Eine der größten Stärken des GPSNR ist die Teilnahme von über 28 Kleinbauern aus sieben kautschukproduzierenden Ländern, die die Bedingungen und Lieferketten vor Ort kennen und verstehen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Interessen der lokalen Gemeinschaften berücksichtigt werden und die Kosten für die Nachhaltigkeitsaktivitäten nicht an den Kleinbauern hängen bleiben. Denn mit Selbstverpflichtungen ist es beim GPSNR nicht getan. So haben die Mitglieder konkrete Maßnahmen verabschiedet, die sie in einem 33 Punkte umfassenden Leitfaden festgehalten haben. Darin wurde beispielsweise vereinbart, verbindliche Maßnahmen einzuführen, um die Entwaldung zu beenden, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen und Korruption zu bekämpfen. Und bei allem geht es immer wieder um mehr Transparenz in einer sehr komplexen Lieferkette.
Für die BMW Group, die sich von Anfang an im GPSNR engagiert hat, sind Menschenrechte oder auch der Schutz von Wäldern fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsstandards. „Als Premiumhersteller haben wir den Anspruch, unseren Kunden ein möglichst nachhaltiges Produkt zu liefern. Dabei laden wir die Verantwortung nicht einfach auf die Reifenhersteller ab, sondern tragen im Sinne der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihnen gemeinsam zu besseren, menschenfreundlicheren und umweltschonenderen Arbeits- und Produktionsbedingungen bei“, sagt Patrick Hudde, der bei der BMW Group den Einkauf für das Rohstoffmanagement und die Nachhaltigkeit in der Lieferkette verantwortet. Die steigenden Mitgliederzahlen im GPSNR beweisen, dass immer mehr Unternehmen diese Haltung teilen. Für Savi ist das auf jeden Fall „ein Signal an die Welt und ein enormer Meilenstein für die Naturkautschukindustrie.“
Weitere Informationen zu GPSNR: https://sustainablenaturalrubber.org/