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Design 8 Min.
Die Zukunftsarchitekten.

Mit Designworks verfügt die BMW Group über ihre eigene Kreativberatung, die dem Unternehmen, aber auch anderen Kunden aus verschiedensten Branchen, dabei hilft, Innovationen und Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Mit drei Studios in Los Angeles, München und Shanghai ist die Agentur international vertreten.

Im Interview erklären die drei Leiterinnen der Studios, wie Designworks die Zukunft der Mobilität mitgestaltet.

 

Inwiefern ist Designworks besonders gut aufgestellt, um die Herausforderungen von heute und morgen zu meistern?

Sonja Schiefer, Direktorin Designworks Shanghai: “Wir beobachten einen enormen Anstieg der Komplexität auf allen Ebenen sowie eine noch nie dagewesene Unsicherheit hervorgerufen von Veränderungen in den Bereichen Klima, Technologie und Ressourcen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt Designworks auf eine vielseitige Kultur des Denkens, disziplinübergreifende Kompetenzen, und Offenheit bei der Entwicklung bahnbrechender Lösungen.

Bei Designworks sitzen strategische und gestalterische Denker an einem Tisch, um die globalen Herausforderungen aus vielen unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Ihre Diversität, ihre jahrzehntelange Erfahrung in vielen Industrien und die globale Präsenz spielen eine wichtige Rolle, um aus den Herausforderungen von heute positive Lösungsansätze für morgen zu entwickeln. Die Vielfalt der Kulturen und Kompetenzen in unserem Team ermöglicht es uns, die relevanten Puzzleteile zusammenzubringen um ein tieferes, ganzheitliches Verständnis zu erzielen und greifbare, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Wir alle empfinden die aktuellen Herausforderungen und die globalen Auswirkungen der Pandemie als bedrohlich. Die Pandemie hat die Welt dramatisch verändert und wird sie noch weiter verändern. Wir haben das Ziel, diese Veränderung auf menschlicher, ökologischer und ökonomischer Ebene positiv zu gestalten.

Der Designer hat sich vom Formgeber zum Visionär, Problemlöser, Brückenbauer, Integrator, Denker und Macher entwickelt. Designworks macht Zukunftsbilder sichtbar, Visionen erreichbar und begehrenswert. Wir reagieren nicht mehr nur auf die aktuellen Gegebenheiten, sondern gestalten sie aktiv mit.“

Sonja Schiefer, Direktorin Designworks Shanghai

 

Wie verändern unterschiedliche Perspektiven unser Denken über Mobilität?

Laura Robin, Direktorin Designworks Los Angeles: „Mobilität gestalten heißt, auf Systemebene zu denken. Wir müssen verstehen, was sich bewegt (Menschen und Fahrzeuge), worauf sich etwas bewegt (Straße, Schiene, Wasser, Luft), und welche Wechselwirkungen in diesem Zusammenhang innerhalb des Systems ablaufen. Wir müssen uns mit der Rolle der Technik beschäftigen und Veränderungen in vielen verschiedenen Zeithorizonten vorhersehen. Das ist hochkomplex, und auf dem Weg zum Ziel, „eine bessere Maschine zu bauen“, geht die menschliche Erfahrung oftmals verloren.

Bei der Gestaltung von Mobilitätssystemen ist eine Art Manifest immer ein guter Anfang – eine Aufstellung von Grundsätzen für eine positive, sinnvolle Gestaltung, die alle Menschen miteinbezieht. Die Core Principles for Transportation Happiness des LADOT (Los Angeles Department of Transportation) sind ein gutes Beispiel. Mit einem solchen Ansatz, der auf Werten beruht und den Menschen in den Mittelpunkt rückt, können wir die richtigen Schwerpunkte setzen, um positive Ergebnisse und messbare Erfolge zu erzielen. Egal ob es darum geht, eine Ladestation für Fahrzeuge, einen Drohnenlandeplatz auf einem Dach in der Großstadt oder einen E-Scooter zu entwerfen: Alle Projekte haben ein gemeinsames Ziel: optimale Erlebnisse zu bieten.“

Laura Robin, Direktorin Designworks Los Angeles

 

Martina Starke, Direktorin Designworks München: „In den letzten Jahrzehnten haben wirtschaftliche Entwicklungen, Urbanisierung und Vernetzung zu einem erhöhten Bedarf an Mobilität geführt. Heute befinden wir uns in einem multimobilen Jahrzehnt. Die Menschen möchten immer noch reisen, sich bewegen. Gleichzeitig befinden sich die Gesellschaft und ihre Werte im stetigen Wandel: Die Menschen möchten mit Blick auf den Zustand des Weltklimas nachhaltiger reisen.

Unterdessen verändern sich auch die Städte. Vor allem die Megastädte Asiens und Südamerikas wachsen weiterhin rasant. Als Designer fragen wir uns, wie wir unsere Städte grüner gestalten und gleichzeitig dafür sorgen können, dass die Mobilität der Menschen stets erhalten bleibt. Wie schaffen wir den Spagat zwischen einem gesunden Umfeld für zufriedene Stadtbewohner einerseits und der uneingeschränkten Bewegungsfreiheit andererseits?

Dabei beschäftigen wir uns mit innovativen Mobilitätslösungen: Fahrzeuge mit neuen Antrieben, Stadtverkehr, Flugtaxis, Fahrräder und so weiter. Die Menschen möchten bequem von A nach B kommen, durchgängig und mit den bestmöglichen Verkehrsverbindungen. Dabei eröffnen die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz neue Lösungsansätze.

Neue Perspektiven verändern jedoch nicht nur die Art und Weise, wie wir über Mobilität denken: Sie beeinflussen auch die Art und Weise, wie wir über die Welt im Allgemeinen denken. Sie drängen uns zu verstehen, dass lineares und singuläres Denken der Vergangenheit angehört. Designer müssen heute die Welt ganzheitlich betrachten.

Das Nachdenken über Mobilität muss also das Nachdenken über den Kontext, in dem Mobilität stattfindet, mit einschließen - womit wir bei der Stadt wären: In der Vergangenheit wurden Städte von Architekten und Stadtplanern geplant, während Mobilität von Mobilitätsexperten geplant wurde. Die Ergebnisse davon können wir heute beobachten. Städte können sich nicht mit einer Geschwindigkeit verändern wie die Lebensstile der Menschen. Folglich sind unsere gebaute Umwelt und Mobilität nicht intrinsisch miteinander verbunden, unsere menschlichen Erfahrungen noch nicht nahtlos aufeinander abgestimmt. Wenn man bedenkt, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist, wie können wir dann integrierte Lösungen entwerfen, die Freiheit und unvergleichlich optimale Lösungen für das urbane Leben bringen?

Stellen Sie sich vor, wenn Städte auf Agilität und Fluidität ausgerichtet wären. Stellen Sie sich vor, wenn sich Städte und Mobilität in gegenseitiger Abhängigkeit weiterentwickeln würden, um verändertes Verhalten zu unterstützen, freudige, angenehme Erfahrungen zu ermöglichen und einen Zustand perfekter Symbiose mit den Bewohnern aufrechtzuerhalten! Ein Team in unserem Studio in L.A. leitet derzeit eine globale Initiative mit dem renommierten Architekturbüro Gensler, die Möglichkeiten und Alternativen erforscht, die sich auf diese Frage konzentrieren: Was wäre, wenn unsere Architektur- und Mobilitätslösungen als ein integriertes System entworfen würden, sich an die Fluidität unserer Welt anpasst? 

Martina Starke, Direktorin Designworks München

 

Was braucht es, um in die Zukunft ‚hinein‘ zu designen?

Sonja Schiefer: „Unser Ziel ist es, ganzheitliche Erlebnisse für die Menschen zu schaffen. Damit uns das gelingt, müssen wir erst einmal nach dem Warum fragen und unsere Welt besser verstehen. Wie wird sich unsere Umwelt verändern? Und welche Folgen wird das auf das Verhalten der Menschen haben? Mit welchen unvorhergesehenen Folgen ist bei bestimmten Trends zu rechnen? Um das Heute zu verstehen und sich das Morgen vorstellen zu können, muss man die vorhandenen Signale erkennen, und verstehen, wie die Veränderungen in Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft auf die Erwartungen und Wünsche der Menschen einwirken. Dafür ist es erforderlich, kontinuierlich zu beobachten, zu forschen und Prognosen zu erstellen. Darüber hinaus braucht es jede Menge Vorstellungskraft und eine gehörige Portion Mut, um Entscheidungen zu treffen, die nie auf hundertprozentiger Sicherheit beruhen können. Wer die Vergangenheit verstehen möchte, kann auf historische Beweise zurückgreifen, doch genau diese fehlen uns, um bestimmte Zusammenhänge für die Zukunft erkennen zu können.

Bei Designworks können wir, unter Einbindung verschiedener Stakeholder und durch Simulationen, ein Bild der „wahrscheinlichen Zukunft“ entwickeln. Dieses nutzen wir dann als Basis für optimistische gestalterische Visionen. Indem wir Risiken bewerten, unerfüllte Bedürfnisse und Lücken erkennen und Stakeholder für unsere Vision gewinnen, überwinden wir die Hindernisse der Vergangenheit und schaffen Freiräume, um zu wachsen. Neugier und die Leidenschaft für positive Veränderung bilden die Grundlage, um in die Zukunft hinein entwerfen zu können und dabei eine Kultur zu entwickeln, in der das Team eine optimistische Grundhaltung gegenüber einer besseren Zukunft einnimmt.“

Martina Starke: „Gesellschaften befinden sich im ständigen Wandel. Auch die Trends verändern sich, doch einige werden länger anhalten – Konnektivität, Nachhaltigkeit und Individualisierung zum Beispiel, oder Gesundheit, New Work und Mobilität. Design kann diese Entwicklungen erkennen und analysieren, und die verschiedenen Beobachtungen werden alle in die Lösungen mit einbezogen. Designer sind es gewohnt, mit Komplexität und Transformation umzugehen und können sich neue Visionen und Ansätze vorstellen.“

 

Warum spielen kreative Berater eine immer wichtigere Rolle?

Laura Robin: Einer unserer Servicebereiche bei Designworks ist das Creative Consulting. Dabei stehen Prozesse kreativer Transformation im Mittelpunkt. Wir beraten Unternehmen, die Designs nutzen möchten, um bahnbrechende Transformationen zu erzielen.

Die kreative Transformation baut auf einem Fundament der gemeinsamen Verständigung innerhalb unserer Partner-Organisationen auf. Dazu gehört in der Regel die genaue Bestimmung von Markenwahrheiten – wer sind wir wirklich? Und was bieten wir unseren Kunden? Es geht aber auch darum, die vielen Facetten des gestalterischen Ausdrucks (Produkt, Marketing, Merchandising oder Werbung) einheitlich an einem einzigen kreativen „Fixpunkt“ auszurichten. All diese Faktoren miteinander zu vereinbaren, wird aufgrund der Produktionsgeschwindigkeit und des globalen Charakters der Wirtschaft zu einer immer größeren Herausforderung – was kaum jemanden überraschen dürfte.

Die Pandemie hat die Komplexität noch weiter erhöht. Unternehmen mussten die Art und Weise, wie sie mit Kunden in Kontakt treten und kommunizieren, schlagartig ändern. Hinzu kommt die Erwartung der Kunden, dass Marken zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung beziehen sollen. Wir beobachten, dass diejenigen, die diese Veränderung zielgerichtet, transparent und authentisch steuern, am besten abschneiden, sowohl unternehmensseitig als auch in den Augen der Kunden. Creative Consulting kann hier als Vermittler bei der anspruchsvollen, aber notwendigen Schaffung eines One Voice-Ansatzes und den daran ausgerichteten Ansprüchen einen wichtigen Beitrag leisten – eine echte kreative Transformation.“

 

Hat sich Ihre Vorstellung von der Mobilität der Zukunft aufgrund der Pandemie geändert?

Laura Robin: Absolut. Das Homeoffice hat unsere Einstellung revolutioniert. Unsere Autos sind nicht mehr das, womit wir zur Arbeit fahren oder das, womit wir einen Wochenendausflug machen, sondern ein Ort des Rückzugs, ein privater Ort, in dem wir uns mit der Familie geborgen fühlen. So etwas können wir nur in unseren Autos erleben, nirgendwo sonst. Es sind wertvolle Erlebnisse, neue Beziehungen, die wir von Anfang an vorausschauend in den Gestaltungsprozess miteinbeziehen müssen.“

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