Die eRTO-Anlage im Test
Innovation 11.10.2024 3 Min.
Reduktion von CO2 in der Lackiererei.

Die BMW Group bemüht sich im Zeichen einer möglichst CO2-armen Fahrzeugfertigung stets darum, Innovationen und neueste Technologien in den Produktionsablauf zu integrieren. Die neuentwickelte Anwendung einer elektrischen Abluftreinigung bietet dabei völlig neue Möglichkeiten.

STROM STATT ERDGAS.

Wenn Automobilkarosserien lackiert und getrocknet werden, entstehen gas- und dampfförmige Stoffe. Um die Umwelt nicht mit den in der Lackiererei verwendeten Lösungsmitteln zu belasten, wird diese Abluft durch Verbrennung gereinigt, bevor sie über Kamine entweicht. Bei dem Reinigungsprozess strömt die verunreinigte Luft durch ein Keramikbett, in dem die Restbestände der Lösungsmittel verbrennen. Dazu muss die Luft in kurzer Zeit stark erhitzt werden. Ein Energiebedarf, der bisher nur mit Erdgas gedeckt werden konnte.

Statt Erdgas nutzt die BMW Group in ihren ersten Lackierereien nun Strom für die Abluftreinigung. Ein neues Verfahren namens „eRTO“ ermöglicht, dass die hohen Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius, die für die thermische Reinigung der Abluft aus Lackierkabinen und Trocknungsräumen vonnöten sind, nun auch ausschließlich mit Strom erreicht werden.

eRTO: ELEKTRISCH REGENERATIVE THERMISCHE OXIDATION.

Dank der eRTO-Anlage ist es möglich, bei der thermischen Oxidation komplett auf fossile Energieträger zu verzichten. Stattdessen kommt Strom aus erneuerbaren Quellen zur Anwendung. Die Installation der eRTO-Anlage erfolgt zwischen Lackierkabine, Trocknungsprozess und Kamin. Als Rekuperator, also zur Rückgewinnung der Wärmeenergie, dient ein etwa zwei Meter hohes, flächiges Keramikbett, in dem die benötigten Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius herrschen. Elektrische Heizstäbe erhitzen die umliegende Keramik. Um die Anlage zu betreiben, reicht eine Anschlussleistung von wenigen hundert Kilowatt aus, da die Hitze im System erhalten bleibt und nur zu einem geringen Teil entweicht. Das Ergebnis: ein weiterer Prozess ohne Erdgas in der Produktion und daraus folgend erhebliche Einsparungen von CO2.

Michele Melchiorre, Leiter Produktionssystem, Planung, Werkzeug- und Anlagenbau der BMW Group erklärt dazu: „Für andere energieintensive Prozesse in der Lackiererei – wie Fahrzeugtrocknung oder Heißwassererzeugung – gibt es bereits Lösungen, wie auf den Einsatz von Erdgas verzichtet werden kann. Die elektrische Abluftreinigung ist damit der letzte Baustein auf dem Weg der BMW Group, ihre Lackierereien künftig mit regenerativer Energie betreiben zu können.“

Die eRTO-Anlage im Test.

SERIENEINSATZ IN DEBRECEN.

Erprobt wurde die Funktion der eRTO-Anlage zuerst im laufenden Betrieb der Lackiererei im BMW Group Werk Regensburg. Weitere Tests und Absicherungen durchläuft das Verfahren im BMW Brilliance Werk Lydia in China bei der Abluftreinigung aus der Trocknungsanlage für Frontklappen. Der Standort Dingolfing verwendet das Verfahren als erstes europäisches BMW Group Werk im Serienbetrieb in einer von vier Lacklinien und auch im neuen Werk im ungarischen Debrecen wird in Zukunft ausschließlich das eRTO-Verfahren zur Reinigung von Abluft eingesetzt.

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