Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die EU verpflichtet, bis 2030 mindestens vierzig Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990. Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, soll das Abkommen die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad begrenzen. Insgesamt haben über 185 der insgesamt 197 Staaten der Weltklimakonferenz das Abkommen ratifiziert. Die BMW Group hat sich diesem Ziel freiwillig verpflichtet. So hat das Unternehmen den CO2-Ausstoß seiner Fahrzeugflotte in Europa in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesenkt – zwischen 1990 und 2019 um rund 40 Prozent. Nachhaltigkeit in allen drei Aspekten umzusetzen - ökonomisch, ökologisch und sozial - ist und bleibt einer der Kerntreiber des Unternehmens.
Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit
Die BMW Group hat auf diesem Feld eine lange Historie. Bereits 1973 nahm der erste Umweltschutzbeauftragte seine Arbeit auf - als erster überhaupt in der Automobilindustrie. An den UN-Klimakonferenzen beteiligt sich die BMW Group seit 1992. Nur knapp zehn Jahre später, 2001, hat sich der Konzern dem UN Global Compact und seinen zehn Zielen verpflichtet. Sie reichen unter anderem von der Unterstützung und Respektierung der internationalen Menschenrechte, Abschaffung der Kinderarbeit, über Förderung von Initiativen für ein größeres Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und Beschäftigung bis hin zur Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien. Im Sustainable Value Report informiert das Unternehmen regelmäßig über Fortschritte bei der Erfüllung dieser Prinzipien.
Besonders sichtbar wurde der Ansatz der BMW Group zur Nachhaltigkeit 2013. Mit der neuen Submarke BMW i, den Fahrzeugen BMW i3 und i8 sowie den Mobilitätsdienstleistungen präsentierte das Unternehmen einen revolutionären Ansatz für nachhaltige Mobilität. Ein durchdachter 360-Grad-Ansatz: Nachhaltigkeit in der Lieferkette, über den Betrieb bis zum Recycling. So wurden bislang über 200.000 BMW i Modelle und über 400.000 weitere elektrifizierte BMW und MINI Modelle abgesetzt.
Einen weiteren Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit setzt die BMW Group Ende Juli dieses Jahres. Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, gab bekannt, dass die BMW Group Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ins Zentrum ihrer Unternehmensausrichtung rückt. „Ich persönlich bin überzeugt: Der Kampf gegen den Klimawandel und unser Umgang mit Ressourcen entscheiden über die Zukunft unserer Gesellschaft – und damit auch der BMW Group“. Die Ausrichtung wird in allen Ressorts des Unternehmens verankert – von Verwaltung und Einkauf über Entwicklung und Produktion bis hin zum Vertrieb. „Wir richten das Unternehmen klar an Nachhaltigkeit aus.“
Der Kurs ist damit deutlich ambitionierter als das Zwei-Grad-Ziel der UN. Dafür hat das Unternehmen einen detaillierten 10-Jahresplan mit jährlichen Zwischenzielen für die Etappe bis 2030 entwickelt. Zipse: „Wir werden Jahr für Jahr über unsere Fortschritte berichten und uns an diesen Zielen messen lassen. Das wird auch in die Vergütung von Vorstand und Top-Management einfließen.“ Ob die Ziele Jahr für Jahr auch erreicht wurden, darüber informiert ab 2021 der integrierte Bericht. Dann werden erstmals finanzielle Kennzahlen, die allgemeine Geschäftsentwicklung sowie die Berichterstattung über die Nachhaltigkeitsziele in einem Dokument veröffentlicht. Damit stellt sich die BMW Group noch umfassender als bisher der externen und unabhängigen Prüfung ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten.
Senkung der CO2-Flottenemissionen um rund 20 Prozent
Ein Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Verringerung der CO2-Emissionen. Trotz der aktuell besonders herausfordernden Lage durch die Corona-Pandemie hält die BMW Group ohne Wenn und Aber am Erreichen der CO2-Flottenziele für 2021 fest. Das hat der Vorstand erneut bekräftigt. Die Weichen für die Zielerreichung wurden dazu bereits vor Jahren gestellt. So gelingt es, die anspruchsvollen CO2-Flottenziele in Europa für 2020 und 2021 zu erfüllen. Schon in diesem Jahr wird das Unternehmen die CO2-Flottenemissionen in der EU noch einmal deutlich um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr senken.
Kooperationen mit führenden Batteriezellen- und Technologiekonzernen
Durch den steigenden Anteil der E-Mobilität muss bei der CO2-Reduzierung künftig ein sehr viel größeres Augenmerk auf die vorgelagerte Wertschöpfung gelegt werden - insbesondere bei der energieintensiven Herstellung der Hochvoltspeicher-Zellen. Ohne die bereits getroffenen Gegenmaßnahmen würden die CO2-Emissionen je Fahrzeug in der Lieferkette bis 2030 sogar um mehr als ein Drittel steigen. Damit dies bei geplant 7 Millionen elektrifizierter Fahrzeuge im Markt bis zum Jahr 2030 nicht der Fall ist, wurden entsprechende Kooperationen für die Entwicklung und Produktion der Energiespeicher-Zellen eingegangen.
Als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit hat das Unternehmen deshalb mit seinen Zellherstellern CATL, Samsung SDI und Northvolt vertraglich vereinbart, dass diese Firmen bei der Produktion der fünften Generation von Batteriezellen für die BMW Group ab Herbst 2020 nur noch Grünstrom verwenden. „Bei dem steigenden Volumen wird der Einsatz von Grünstrom dafür sorgen, innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 10 Millionen Tonnen CO2 einzusparen. Zum Vergleich: Das ist etwa die Menge an CO2, die eine Millionenstadt wie München pro Jahr emittiert“, so Oliver Zipse. So kann die BMW Group sicherstellen, dass die CO2-Emissionen bei einem steigenden Anteil von Elektrofahrzeugen nicht von der Betriebsphase in die Produktion vorgezogen werden. Der Ausstoß wird dann tatsächlich reduziert. In München betreibt die BMW Group ihr „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ mit dem Ziel, diese Technologie voranzutreiben und die Produktionsprozesse technologisch zu durchdringen. Die Produktion von Batteriezellen-Prototypen ermöglicht es, die Wertschöpfungsprozesse der Zelle vollständig zu beherrschen und weiter zu treiben.
Für die industrielle Entwicklung einer innovativen und nachhaltigen Batteriezelltechnologie arbeitet die BMW Group im Rahmen eines gemeinsamen Technologiekonsortiums mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt sowie dem belgischen Entwickler von Batteriezellen-Materialien Umicore zusammen. Das Konsortium befasst sich mit dem industriellen Aufbau einer komplett nachhaltigen Wertschöpfungskette für Batteriezellen in Europa und erstreckt sich von der Entwicklung über deren Fertigung bis zum Recycling.
Northvolt wird hierfür ab 2024 Batteriezellen in der derzeit im Bau befindlichen Northvolt Gigafactory im nordschwedischen Skellefteå fertigen. Die benötigte Energie für die Herstellung der Batteriezellen wird Northvolt regional in Nordschweden zu 100 Prozent aus Wind- und Wasserkraft gewinnen. Umicore wird zur Entwicklung einer nachhaltigen Batteriezelle in Europa beitragen. Schon bei der Entwicklung der Batteriezellen wird dabei konsequent auf ein recycelbares Zelldesign geachtet. Dabei spielt das Recycling von Batteriekomponenten am Ende ihres Lebenszyklus eine entscheidende Rolle, um bei stark steigender Nachfrage nach Batteriezellen den Wertstoffkreislauf über eine umfassende Wiederverwertung der Rohstoffe bestmöglich zu schließen. Recyclingunternehmen stehen vor der Herausforderung, dass nicht alle Autobatterien aufgebrochen und ihre wertvollen Bestandteile herausgenommen werden können. Das hat dazu geführt, dass Automobilhersteller und Recyclingfirmen eigene Recyclingpläne entwickeln im Hinblick auf das langfristig wirtschaftliche Potenzial einer Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam mit dem deutschen Recycling-Spezialisten Duesenfeld hat die BMW Group ein Kleinserien-Verfahren entwickelt, mit dem eine Recyclingquote von bis zu 96 Prozent erreicht werden kann – inklusive Grafit und Elektrolyte. Zudem nimmt der Konzern schon heute weltweit alle gebrauchten BMW Hochvoltspeicher zurück.
Battery-2nd-Life-Konzepte
Lithium-Ionen-Batterien sind auch nach dem Lebenszyklus-Ende des Fahrzeugs noch kein Fall für die Entsorgung. Die Akkus lassen sich nämlich noch lange weiter nutzen. Aus dem Fahrzeug ausgebaut, können sie zum Beispiel als stationäre Speicher genutzt werden. Laut ADAC haben Labormessreihen ergeben, dass in dieser Funktion eine Nutzungsdauer von 10 bis 12 Jahren besteht. Als sogenannte Second-Life-Batterien bekommen sie dann ein neues Arbeitsleben.
Die Batteriezellen in einem Elektrofahrzeug sind die Einzelteile mit dem anteilig höchsten Energieeinsatz in der Produktion. Das ändert sich auch nicht durch den Einsatz erneuerbarer Energien. Durch die Weiternutzung als stationärer Energiespeicher wird der Footprint der Batterie verbessert. Solch ein Konzept zeigt die Möglichkeiten der Sektorenkopplung von Mobilität und Energie und wird beide Transformationen beschleunigen. Die BMW Group sieht ihre Rolle vorwiegend darin, Verfahren zu entwickeln und Initiatorprojekte aufzusetzen, um zu zeigen, wie man Speicher sinnvoll einsetzen kann. Langfristig besteht die Annahme, dass ein kompletter externer Markt für die gebrauchten Akkus entstehen wird.
Im Zuge der Energiewende wird das Thema Zwischenspeicherung immer wichtiger. Aus Unternehmenssicht wird es zukünftig in diesem Bereich einen großen Bedarf geben, um eine kurzfristige Speicherung zu erreichen sowie Bedarfsspitzen in Stromnetzen auszugleichen. Zudem laufen Vorbereitungen, die E-Fahrzeuge selbst als Zwischenspeicher zu nutzen – Stichwort bidirektionales Laden.
Ein Beispiel für eine 2nd-life-Nutzung ist die Speicherfarm im BMW Group Werk Leipzig. Für die Fahrzeugproduktion nutzt das Werk den Strom der eigenen Windkraft- und Solaranlagen. Erneuerbare Energiequellen liefern aber nicht immer Strom, wenn er benötigt wird. Es sind Zwischenspeicher nötig. Dazu werden Altakkus aus ehemaligen BMW-Versuchsfahrzeugen der Modelle BMW i3 ins Stromnetz eingebunden, um dieses zu stabilisieren. Sie dienen als Puffer, indem sie den überschüssigen Strom aufnehmen und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen. Die Autobatterien werden hierfür zu großen Speichern zusammengeschaltet. Ein weiteres Projekt läuft in Hamburg. Im dortigen Hafen befindet sich ein Zwei-Megawatt-Großspeicher aus BMW i3 Akkus, der die Bedarfsspitzen im Stromnetz ausgleicht. Doch 2nd-life-Akkus müssen nicht zwingend in Großanlagen eingesetzt werden. Denkbar ist auch eine Nutzung für private Haushalte. Schon eine Kapazität von 20 kWh bietet einen mehr als ausreichenden Puffer für ein Einfamilienhaus.