Ende 2019 begann ein kleines Team in der Lackiererei im Werk Araquari hochwertige PVC-Reste zu sammeln, um sie in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Daraus entstand ein globales BMW Group Projekt.
„Die Idee ist eigentlich einfach“, sagt Lucas Eda, der für die BMW Group in Araquari, Brasilien, als Projektleiter in der Lackiererei arbeitet. Er und seine drei Kollegen vom Team „Seal the Deal“ müssen lachen, während sie via Teams von ihrem Projekt erzählen. Nie hätten sie es für möglich gehalten, dass sie mit Ihrer Idee einen Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie der gesamten BMW Group leisten würden.
Die Geschichte ist schnell erzählt. „Wir hatten tonnenweise PVC-Abfälle, die jährlich in unserer Lackiererei anfielen. Diese Abfälle wurden bis dahin zum Großteil zur Energiegewinnung in eine Verbrennung gefahren. Wir haben uns gefragt, wie wir hier noch einen Schritt weiter gehen können, um das Material wieder in die Produktion einzubinden und Möglichkeiten für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen“, sagt Lucas. Polyvinylchlorid, kurz PVC, gehört wegen seiner Flexibilität weltweit zu den am häufigsten verwendeten Kunststoffarten. Für den Korrosionsschutz kommt das Material in der Lackiererei zur Abdichtung der Karosserie und als Unterbodenschutz zum Einsatz.
Ähnlich wie bei allen Kunststoffen gilt allerdings auch bei PVC: Je reiner die Restmaterialien sind, desto höher ist ihr Potenzial für die Wiederverwendung. Also zog das Team mit Behältern los, sammelte das übrig gebliebene PVC-Material ein und optimierte in der Lackiererei ein paar Prozesse, um die saubere Materialtrennung zu vereinfachen. In Brasilien fanden sie schnell einen Hersteller, der die Behälter mit den hochwertigen PVC-Resten am Werk abholte und das kostenlose Material zu Fußmatten, Elektrokabel oder auch als Kunstleder verarbeiteten kann. Eine Win-win-Situation, die der BMW Group die Kosten für den Transport und die Entsorgung des Materials spart und ihr zudem eine deutlich grünere Lösung für die Produktionsreste bietet. Kein Wunder also, dass die Idee von „Seal the Deal“ schnell auch in anderen Werken der BMW Group auf Interesse stieß.
Inzwischen ist aus der brasilianischen Werksinitiative ein globales BMW Group Projekt geworden. Mit Unterstützung der Münchner Zentrale soll die Idee von „Seal the Deal“ jetzt in der gesamten BMW Group ausgerollt werden. So soll für jedes Werk neben der Abfallreduzierung die nachhaltigste Lösung im Umgang mit PVC-Abfällen gefunden werden. „Wir haben mit der Lackiererei in Regensburg bereits den Anfang gemacht“, sagt Dominik Metzger, der bei der BMW Group die PVC-Materialien und Prozesse verantwortet. Ähnlich wie in Araquari hat man auch dort Partner gefunden, die sich mit der Weiterverarbeitung und dem Recycling der Abfälle beschäftigen, um das PVC-Material wieder in die Serienproduktion zurückzuführen.
„Wenn uns das gelingt, könnten wir in der Automobilindustrie zum Vorreiter werden und der Welt zeigen, wie viel nachhaltiger sich die Zukunft gestalten lässt,“ sagt Lucas Eda, Projektleiter „Seal the Deal“.
Die BMW Group unterstützt das Projekt der vier Nachwuchskräfte. So ist „Seal the Deal“ seit 2019 nicht nur Teil des Accelerator Intrapreneurship-Programms, mit dem die BMW Group innovative, soziale Geschäftsmodelle fördert. Lucas, Claudia, João und Leopoldo sind auch als „Delegates“ für den „One Young World Summit” nominiert worden, einem weltweiten Netzwerk aus über 1.800 jungen Führungspersönlichkeiten, die sich für eine bessere Gesellschaft und einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt einsetzen.