Anna Goldhofer
Nachhaltigkeit 12.05.2022 4 Min.
“Unsere Erfolge sind messbar.”

In der Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beleuchtet die BMW Group, welchen nachhaltigen Beitrag unterschiedlichste Menschen im Unternehmen leisten – und was sie dazu motiviert. Heute: Anna Goldhofer.

Anna Goldhofer

Nachhaltigkeit hat bei der BMW Group viele Facetten, denn unter diesem Begriff bringen wir Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in Einklang. Um diesen hohen Anspruch realisieren zu können, braucht es engagierte Mitarbeitende. Alle können einen Beitrag dazu leisten, die BMW Group nachhaltig zu machen.

Wer sind all die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Arbeitsalltag Nachhaltigkeit realisieren? Was treibt sie an, überall im Unternehmen konkret anzupacken? In der Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ stellt die BMW Group jene Mitarbeitende vor, die Tag für Tag ihren Beitrag zur breit gefächerten und verantwortungsvollen Weiterentwicklung unseres Unternehmens leisten.

Im diesem Teil der Serie erklärt Anna Goldhofer, Expertin Nachhaltigkeit in der Lieferkette, Kreislaufwirtschaft, warum ihr ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz so wichtig ist, dass sie sich auch privat engagiert.

Anna Goldhofer, Sie sind in der BMW Group (und hinaus) bekannt, weil Sie sozusagen die Frau hinter der recycelbaren Fußmatte sind, die in vielen BMW Fahrzeugen liegt. Gleichzeitig engagieren Sie sich sehr für den Klimaschutz. Wie verbinden Sie diese beiden Welten?

Anna Goldhofer: Ganz einfach: Diese Fußmatte wird bald in mindestens 3,5 Millionen Fahrzeugen liegen und es werden wahrscheinlich sogar noch mehr. Das ist eine Menge Material, das am Ende nicht verbrannt werden muss – und damit sehr viel CO2, das gar nicht erst entsteht. Der Skalierungseffekt ist enorm. Noch bestehen die meisten unserer Bauteile aus verschiedenen Materialien. Sie sind verklebt, verschweißt, untrennbar – sie können nur verbrannt werden. Das ändern wir in der Entwicklung. Denn die Basis für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sind Bauteile, deren Materialien zurückgeführt werden können. Wir testen neue Stoffe, wie recycelfähigen Polyester und pflanzenbasiertes Leder. Und wir berechnen CO2-Bilanzen, um den richtigen Weg zu finden. Jedes kleine kreislauffähige Teil hat eine Auswirkung. Aktuell nutze ich mein Wissen, um meinen Beitrag zu leisten, die Lieferketten in unserem Unternehmen nachhaltiger zu machen. Mein Ziel ist es, einen aktiven Beitrag zum 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu leisten. Ich will daran mitarbeiten, den Klimakrise aufzuhalten. In einem Großunternehmen wie der BMW Group habe ich Hebel und Möglichkeiten, wirklich etwas zu bewegen. Jedes kleine Teil hat eine Auswirkung auf die Umwelt. Außerdem ist die BMW Group innerhalb der Industrie sehr einflussreich und auch nach außen gut sichtbar. Wir können den Wandel anstoßen und Treiberinnen und Treiber der Veränderung sein.

Veränderung ist per se nicht einfach, sie zu treiben noch weniger. Wo sehen Sie Stolperfallen? Und was hilft?

Goldhofer: Im Projekt ist die erste Stolperfalle eigentlich immer das Geld. Wenn ein Bauteil 30 Cent teurer wird, skaliert sich auch das millionenfach nach oben. Und unsere oft komplexen Prozesse machen es auch nicht immer einfacher. Die BMW Group hat sich harte Nachhaltigkeitsziele gesetzt, daran werden Managerinnen und Manager, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Projekte über alle Ebenen gemessen. Das hilft! Aber wir brauchen noch viel mehr Mut und müssen schon in der ganz frühen Phase in Richtung Kreislaufwirtschaft und CO2-Einsparung denken.

Anna Goldhofer

Mittlerweile setzen Sie Ihre Expertise eindrucksvoll in den Bereichen Einkauf und Lieferkette ein? Was war der Grund?

Goldhofer: Ich wollte in das Thema Circular Economy noch von anderer Seite einwirken und mein Wissen erweitern. Im Einkauf hat man einen der größten direkten Hebel und damit Impact. Es ist eine Kernaufgabe von Entwicklung und Einkauf, zusammen mit unseren Partnern und Lieferanten CO2-Reduktionsziele, Sekundärrohstoffquoten und damit die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Der Einkauf ist dabei an entscheidender Stelle im Prozess – bspw. durch die Verankerung von Nachhaltigkeitszielen in Vergabeentscheidungen und der Transparenz in der gesamten Lieferketten. Wenn wir über Nachhaltigkeit in der Lieferkette sprechen, ist die Steigerung der Sekundärrohstoffquote eines der maßgebenden Ziele. Diese ist fundamental wichtig zur Erreichung unserer CO2-Reduktions- und damit Klimaziele. Heute ist der Markt für qualitativ und quantitativ entsprechendem Sekundärmaterial jedoch noch überschaubar. Daher ist es wichtig, an dessen Ausbau durch Nachfrageimpulse beizutragen und damit an einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu arbeiten. Eine Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftssystem geschlossener Kreisläufe, in dem Rohstoffe, Komponenten und Produkte möglichst wenig an Wert verlieren, erneuerbare Energiequellen genutzt werden und Systemdenken im Mittelpunkt steht. Nur wenn die Industrie übergreifend daran arbeitet, wird die Nachfrage nach Sekundärmaterial gedeckt werden können. Kreislaufwirtschaft trägt daher zum verantwortungsvollen Umgang mit begrenzten Ressourcen bei, spielt aber eben auch eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung / Erreichung der Pariser Klimaziele.

Mal angenommen, Sie treffen den Vorstandsvorsitzenden der BMW AG, Oliver Zipse. Sie sprechen über Ihre Projekte, Ihre Ziele und er fragt: „Womit kann ich Sie unterstützen, was wünschen Sie sich?“ Was sagen Sie?

Goldhofer: Dass die BMW Group in Sachen Klimaschutz noch viel mutiger werden soll. Sowohl intern wie auch politisch. Er und der gesamte Vorstand können das fördern, indem sie beispielsweise noch mehr konkrete Ziele zur Kreislaufwirtschaft setzen und die entsprechenden Projekte mit dem notwendigen Budget ausstatten. Außerdem würde ich mir wünschen, dass die BMW Group ihren politischen Einfluss für Klimaneutralität nutzt und ihre Arbeit weiter an den UN-Klimazielen ausrichtet.

Wie sieht es bei Ihnen selbst aus: Was hilft Ihnen weiterzumachen, wenn es zäh wird? Worauf sind Sie stolz?

Goldhofer: Ich habe in der BMW Group ein tolles persönliches Netzwerk und ein cooles Umfeld. Das hilft sehr, wenn es im Projekt mühsam wird. Es gibt aber noch zu wenige Menschen im Unternehmen, deren Fokus auf Nachhaltigkeit liegt. Wir müssten viele sein, um mehr zu bewegen. Aber wir haben schon einiges erreicht – und unsere Erfolge sind messbar. Wir können genau berechnen, wie viel CO2 wir einsparen. Darauf bin ich stolz. Auch die Tatsache,
dass wir weitermachen und die nächsten recycelbaren Bauteile entwickeln, ist ein Erfolg.

Anna Goldhofer

Woher kommt Ihr außergewöhnliches Engagement – gab es einen konkreten Auslöser?

Goldhofer: Mit Nachhaltigkeit, Klimawandel und Erderwärmung beschäftige ich mich schon lange. Wenn man sich damit auseinandersetzt, kommt man meiner Ansicht nach gar nicht darum herum, aktiv zu werden. Je mehr ich weiß, umso mehr will ich tun. Aber den definitiv stärksten Schub hat mir die Teilnahme an One Young World 2019 gegeben. Dort habe ich das Leid der Welt so persönlich erzählt bekommen,  wie nie zuvor. Ich habe Menschen kennengelernt, die die allerschlimmsten Erfahrungen gemacht haben – und trotzdem aktiv wurden und sich engagieren. Ich selbst habe das Glück, in Frieden und Sicherheit zu leben, ich bin super privilegiert. Seit ich mir dieser Schere bewusst bin, kann ich nicht mehr stillsitzen. Neben dem Klimaschutz ist mir die Gleichberechtigung der Geschlechter ein großes Anliegen – Womens‘ Empowerment. Da erlebt man als junge Frau im Beruf oft genug, wie weit der Weg noch ist. Aber was hilft alle Gleichberechtigung, wenn unsere Welt kaputt geht? Deshalb müssen wir beim Klima anfangen.

Und Sie haben angefangen. Auch privat?

Goldhofer: Ja, auf ganz vielen Ebenen. Ich bin vegan, sehr konsumkritisch, unterstütze diverse Projekte, gehe Klima-Streiken, etc. etc. Meine Werte sind privat die gleichen wie im Job, ich brenne und engagiere mich für die gleichen Dinge. Würde das nicht zusammenpassen, könnte ich hier nicht arbeiten. Es ist mir sehr wichtig, auch durch meinen Job meinen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Ich rede nicht nur, ich tue etwas.

Wann ist es gut?

Goldhofer: Wenn wir sichergestellt haben, dass kommende Generationen mit denselben Ressourcen, derselben Natur und Artenvielfalt leben können, wie wir. Und dass sie dadurch in Frieden und Freiheit leben können. Denn das sieht kaum einer in der ganzen Diskussion: Wir müssen unsere Klimaziele erreichen, um auch in Zukunft in Frieden leben zu können.

Auch in den kommenden Portraits aus unserer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beschreiben engagierte Kolleginnen und Kollegen ihre Motivation und erklären, welchen Beitrag sie zum Thema Nachhaltigkeit innerhalb der BMW Group leisten. 

„WIRkung - Wir machen die BMW Group nachhaltig.“
#meinBeitrag. #mymotivation.

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