Christoph Klahold
Nachhaltigkeit 08.12.2022 4 Min.
„Aktiv Veränderung anstoßen.“

In der Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beleuchtet die BMW Group, welchen Beitrag unterschiedlichste Menschen leisten, um das Unternehmen nachhaltiger zu machen – und was sie dazu motiviert. Heute: Dr. Christoph Klahold.

Nachhaltigkeit hat bei der BMW Group viele Facetten, denn unter diesem Begriff bringen wir Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in Einklang. Um diesen hohen Anspruch realisieren zu können   , braucht es engagierte Mitarbeitende. Alle können einen Beitrag dazu leisten, die BMW Group nachhaltiger zu machen.

Wer sind all die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Arbeitsalltag Nachhaltigkeit realisieren? Was treibt sie an, überall im Unternehmen konkret anzupacken? In ihrer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ stellt die BMW Group jene Mitarbeitende vor, die Tag für Tag ihren Beitrag zur breit gefächerten und verantwortungsvollen Weiterentwicklung unseres Unternehmens leisten.

In dieser Ausgabe unserer Serie spricht Dr. Christoph Klahold, Chief Compliance Officer und Menschenrechtsbeauftragter der BMW Group, über das gestiegene Bewusstsein internationaler Partner, die Initiative „Cobalt for Development“ und wie positiver Einfluss gelingen kann.

Christoph Klahold

Herr Dr. Klahold, am 10. Dezember 2022 wird weltweit der „Tag der Menschenrechte“ begangen. Dieser Begriff wird aktuell in verschiedenen Zusammenhängen sehr häufig gebraucht. Und so konkret er klingt, so komplex ist er doch. Wie erklären Sie ihn einfach?

Christoph Klahold: Menschenrechte ist tatsächlich ein sehr weitreichender Begriff. Im Kern besagt er, dass es globale Grundrechte gibt, die für jeden Menschen gelten, egal wo und wie er lebt. Einem Kind würde ich sagen: Es geht um das, was man niemandem, der auf dieser Erde lebt, wegnehmen oder vorenthalten darf. Zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit und Bildung, also Schule. Oder ein Recht auf Lohn für Arbeit und freie Berufswahl. Aus diesen Rechten folgt dann, dass Kinderarbeit gegen die Menschenrechte verstößt, ebenso Zwangsarbeit oder gar Sklaverei. Je genauer man hinsieht, desto kleinteiliger wird es natürlich. Aber der Kern sind diese weltweiten Grundrechte, die die Vereinten Nationen schon 1948 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges formuliert haben. 

Und die bis heute nicht an Bedeutung verloren haben, im Gegenteil. Sie selbst arbeiten seit rund 20 Jahren im Bereich Compliance. Laut Duden ist Compliance einfach regelgerechtes, vorschriftsgemäßes, ethisch korrektes Verhalten – da gehört die Einhaltung der Menschenrechte quasi zwingend dazu. Seit einem Jahr sind Sie nun der offizielle Menschenrechtsbeauftragte der BMW Group. Was heißt das?

Klahold: Zunächst mal ist für die BMW Group regelgerechtes Verhalten und damit die Einhaltung der Menschenrechte ganz wesentlich und seit langem unser selbstverständlicher Anspruch. Wir übernehmen Verantwortung bei uns selbst, in der Handelsorganisation und in der Lieferkette. Aktuell ist die Thematik unter anderem aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben stärker in den Fokus gerückt. Gleichzeitig ist die Einhaltung der Menschenrechte keine einmalige Aufgabe. Wir müssen permanent an ihr arbeiten. Deshalb hat unser Vorstand einen offiziellen Menschenrechtsbeauftragten benannt.

Rein operativ sind wir in der BMW Group bereits sehr gut aufgestellt. Wir haben klare Zuständigkeiten und gut funktionierende Mechanismen, um die Einhaltung der Menschenrechte auch bei unseren Zulieferern und in der Handelskette durchzusetzen. Meine Aufgabe ist daher eher der Austausch mit dem Vorstand, die Kommunikation, das ständige Gespräch mit Mitarbeitenden und Partnern. Ich schärfe das Bewusstsein für kritische Themen. Ich erkläre, worum es geht, und motiviere die Menschen mitzumachen. Die Achtung der Menschenrechte betrifft uns alle, ganz ohne Unterschiede.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Wir bauen hochmoderne Fahrzeuge. Unsere Lieferkette ist sehr komplex, eigentlich ein Liefernetzwerk. In diesem Netzwerk tauchen immer neue Fragen auf. Zum Beispiel: Woher kommt das Baumwollgarn, mit dem der Bezug der Lenkräder genäht wird? Geht da alles mit rechten Dingen zu? Auf diese Fragen müssen wir Antworten haben. In besonders kritischen Bereichen vermeiden wir aktiv Risiken, indem wir Rohstoffe selbst einkaufen. Kobalt beziehen wir beispielsweise direkt aus verantwortungsvollem Abbau, um die volle Transparenz über die Herkunft zu haben. Das Kobalt geben wir dann an unsere Zelllieferanten weiter. Gleichzeitig engagieren wir beispielsweise im Kongo, einem wichtigen Abbaugebiet für Kobalt, das aber oft mit Kinderarbeit in Verbindung gebracht wird.
Im Januar 2019 haben wir das Projekt „Cobalt for Development" ins Leben gerufen, das die Arbeitsbedingungen im Bergbau und die Lebensbedingungen der umliegenden Gemeinden im Kongo nachhaltig verbessern soll.

Durch dieses konsequente Vorgehen in Sachen Menschenrechte schützen wir natürlich auch die BMW Group, denn unsere Kunden achten sehr auf Nachhaltigkeit. Wir haben zu Recht einen guten Ruf – den wollen wir erhalten.

www.rainerhaeckl.de

Das ist die Unternehmensseite. Was sind Ihre persönlichen Gründe, sich für die Menschenrechte einzusetzen?

Klahold: Ich bin beruflich viel herumgekommen. Ich war in China, in Indien und im Mittleren Osten. Ich habe gesehen, wie Menschen jeden Alters bei 40 Grad Hitze in der sengenden Sonne körperlich arbeiten. In solchen Momenten wird einem sehr klar, dass die Achtung der Menschenrechte nicht überall auf dem gleichen Level ist. Gleichzeitig erlebe ich heute, dass ich diese Themen bei unseren Partnern ansprechen und dadurch Impulse setzen kann. Und genau das motiviert mich: Ich kann Dinge anschieben und in einem sehr wichtigen Bereich eine Veränderung zum Besseren bewirken.

Sie haben gerade China und Indien erwähnt, dort hat die BMW Group auch eigene Werke: Wie offen sprechen Sie mit Ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen über die Einhaltung der Menschenrechte?

Klahold: In unseren Werken und bei den Partnern in den internationalen Märkten sind unsere BMW Standards ja bekannt. Aber ich erlebe auch darüber hinaus ein stark gestiegenes Problembewusstsein. Es herrscht Einigkeit darüber, dass die Grundlagen der Menschenrechte eingehalten werden müssen. Wir können deshalb alles ansprechen, es gibt keine Tabuthemen.

Trotzdem dürfen wir unser Niveau nicht als selbstverständlich voraussetzen, wenn sich ein Land noch auf einer anderen Ebene befindet. Und wir müssen darauf achten, dass die Umsetzung nicht in bloßer Bürokratie mündet, mit der wir unsere Partner überfordern. Mit gut gemeinten, aber extrem umfangreichen Dokumentationsanforderungen schrecken wir sie am Ende nur ab.

Christoph Klahold

Damit sprechen Sie das „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ an, das am 1. Januar 2023 in Deutschland in Kraft tritt. Sehr vereinfacht gesagt, verpflichtet es Unternehmen, sowohl bei sich selbst wie auch bei den direkten Vertragspartnern in der Lieferkette vor und nach dem „eigenen Laden“ auf die Einhaltung der Menschenrechte zu achten und dieses entsprechend zu dokumentieren. Bringt das Gesetz für die BMW Group inhaltlich etwas Neues?

Klahold: An unseren Grundlagen ändert sich durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nichts. Die Achtung der Menschenrechte hat bei uns bereits einen sehr hohen Stellenwert. Im Detail gibt es aber viele Punkte, an denen wir prüfen müssen: Passt das, was wir tun, zu den neuen Anforderungen?

Positiv betrachtet, hebt das Gesetz die Achtung der Menschenrechte und damit einhergehende Umweltstandards in der Lieferkette aufs nächste Level: Wir sehen uns genau an, wo es kritisch werden kann. Und warum das so ist. Deshalb gehen wir auch nicht sofort auf Rückzug, wenn ein Verstoß bekannt wird. Wir versuchen zu verstehen, warum es das Problem gibt, und fordern Veränderung ein. Es ist niemandem geholfen, wenn wir die Verträge kündigen, vor Ort aber alles beim Alten bleibt. Erst in allerletzter Konsequenz beenden wir die Zusammenarbeit. „Befähigung vor Rückzug“ heißt ein Grundsatz im Gesetz. Das ist für mich ein essenzieller Baustein. 

Sie setzen sich beruflich tagtäglich mit Menschenrechten auseinander. Wie wirkt sich das auf Sie persönlich aus? Hat sich Ihr Blick dadurch verändert?

Klahold: Natürlich berühren mich die Berichte der NGOs, mit denen ich spreche. Das wirkt beruflich wie privat nach. Meine Tochter hat nach dem Abitur ein paar Monate für soziale Projekte gearbeitet – daher diskutieren wir auch zu Hause sehr lebendig. Wer von uns weiß denn, unter welchen Bedingungen der Kaffee gepflückt wird, den wir täglich trinken? Diese Frage hat sie aus einem afrikanischen Land gemeinsam mit positiven, wie auch sehr kritischen Erlebnissen mitgebracht. Es ist einfach wichtig, dass wir uns mit den Themen beschäftigen und hinter die Kulissen blicken, um uns nicht von Greenwashing im weitesten Sinne täuschen zu lassen.

Und wann ist es gut? Wann sind Sie zufrieden?

Klahold: Die Frage stellt sich für mich eigentlich nicht. Compliance ist eine Haltung, kein Zustand. Aus dieser Haltung und einem ethischen Verständnis heraus reflektieren wir uns – und das nächste Thema kommt auf den Tisch. Ich habe das Gefühl, bei den richtigen Dingen anzupacken. Deswegen wird der Moment, in dem ich sage: „Jetzt ist es gut!“, in dieser Form nicht kommen. 

Auch in den kommenden Portraits aus unserer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beschreiben engagierte Kolleginnen und Kollegen ihre Motivation und erklären, welchen Beitrag sie zum Thema Nachhaltigkeit innerhalb der BMW Group leisten. 

„WIRkung - Wir machen die BMW Group nachhaltig.“
#meinBeitrag. #mymotivation.

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