Thomas Stiede
Nachhaltigkeit 4 Min.
“Dann werden es uns alle nachmachen.”

In der Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beleuchtet die BMW Group, welchen nachhaltigen Beitrag unterschiedlichste Menschen im Unternehmen leisten – und was sie dazu motiviert. Heute: Thomas Stiede.

Thomas Stiede

Nachhaltigkeit hat bei der BMW Group viele Facetten, denn unter diesem Begriff bringen wir Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in Einklang. Um diesen hohen Anspruch realisieren zu können, braucht es engagierte Mitarbeitende. Alle können einen Beitrag dazu leisten, die BMW Group nachhaltig zu machen.

Wer sind all die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Arbeitsalltag  Nachhaltigkeit realisieren? Was treibt sie an, überall im Unternehmen konkret anzupacken? In ihrer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ stellt die BMW Group jene Mitarbeitende vor, die Tag für Tag ihren Beitrag zur breit gefächerten und verantwortungsvollen Weiterentwicklung unseres Unternehmens leisten.

In dieser Ausgabe unserer Serie spricht Thomas Stiede, verantwortlich für die Prozessverbesserung der Logistik im BMW Group Werk Leipzig, über die Herausforderungen von Wasserstoff und sein großes Ziel, alle Logistikfahrzeuge der BMW Group auf CO2-freie Antriebe umzustellen.

Thomas Stiede, wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Klima und seiner Veränderung auseinandergesetzt?

Thomas Stiede: Als ich sieben Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal realisiert, dass es bei uns in der Magdeburger Börde im Winter immer weniger Schnee gab. Wir konnten nur noch ganz selten Schlitten fahren. Seitdem beobachte ich die Veränderungen – obwohl es natürlich noch viele Jahre gedauert hat, bis ich die Zusammenhänge verstanden habe. Und heute erlebe ich, wie viele Gedanken, ja sogar Sorgen sich meine drei Kinder machen. Das bewegt mich natürlich sehr. 

Ist das der Grund, warum Sie im BMW Group Werk Leipzig nicht nur für die Optimierung der Logistikprozesse verantwortlich sind, sondern sich auch einen Ruf als Wasserstoffexperte erworben haben?

Stiede: Ich habe irgendwann verstanden, dass wir zumindest einen Teil des Klimaproblems selbst verursacht haben, weil wir fossile Energieträger nutzen, um Wärme und Strom zu gewinnen – und dass wir deshalb in der Verantwortung sind. Ich habe verstanden, dass wir uns verändern müssen, um es wieder in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig muss unsere Energieversorgung, unser Grundbedarf gewährleistet sein. Wir haben bereits die Technologien, um Sonne-, Wind- und Wasserkraft für die Energieerzeugung zu nutzen – jetzt stehen wir vor der Speicherfrage. Auch hier können wir von der Natur lernen, die zum Beispiel im Rahmen der Photosynthese energiearme anorganische Stoffe in energiereiche organische Stoffe umwandelt. Der süße Apfel, den wir den ganzen Winter lagern können, ist ein gutes Beispiel. Mit der Energie ist es nicht anders als bei Lebensmitteln – aber wir haben leider noch nicht ausreichend große Speicher, um Schwankungen bei den regenerativen Energien auszugleichen. Ich habe die Sorge, dass wir ohne diese Speicher auf einen Blackout zusteuern könnten. Deshalb ist Strom allein, auch wenn er aus regenerativen Quellen kommt, nicht immer die richtige Lösung. Das sehen wir auch in der Logistik. Bei Elektrogabelstaplern zum Beispiel sind die Ladezeiten der Batterien zu lang und die Reichweite im Mehrschichtbetrieb ist zu gering. Ähnlich ist es bei allen schweren und damit energieintensiven Nutzfahrzeugen, wie dem LKW, der Bahn und auch Flugzeugen. 

Thomas Stiede

Und da kommt jetzt der Wasserstoff ins Spiel?

Stiede: Genau. Die Handhabung des Wasserstoffes birgt jedoch eigene Herausforderungen und Sicherheitsaspekte. Die Techniker müssen daher speziell geschult werden, ebenso die Anwender und die Werkfeuerwehr. Aber Wasserstoff ist ein Gas, wie Erdgas. Wenn wir also mit Erdgas umgehen können, können wir auch Wasserstoff beherrschen. Wasserstoff kann gelagert und über Leitungen transportiert werden. Aufgrund der neuen Sicherheitsthemen war es bislang wesentlich leichter, dieses Gas in einem geschlossenen Verkehrssystem wie einer Industrieanlage zu nutzen, als im normalen Straßenverkehr. Hier fehlt weiterhin ein großflächiges Tankstellennetz für Nutzfahrzeuge. Und der Wasserstoff muss natürlich ’grün‘ produziert werden, sonst hilft es dem Klima nicht weiter. Seit 2013 betreiben wir in Leipzig werksintern ein Wasserstoff-Tankstellensystem für zunächst elf Logistikfahrzeuge, wie z.B. Gabelstapler. Es war das erste Pilotprojekt dieser Art in Deutschland. 2017 kamen zwei weitere Tankstellen und 70 Fahrzeuge dazu. Demnächst nehmen wir bereits die fünfte Wasserstoff-Tankstelle in Betrieb und der Fuhrpark ist auf 130 Fahrzeuge gewachsen – wir betreiben hier die größte deutsche H2-Flotte. Die Weiterentwicklung der Tanktechnik und der Fahrzeuge wird dabei durch das Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) unterstützt. 

Das klingt nach Wasserstofflogistik im großen Stil. Ist das Ihr Ziel?

Stiede: Mein Ziel ist es, die gesamte Logistik inklusive aller Logistikfahrzeuge auf CO2-freie Antriebe umzustellen. Vom Gabelstapler bis zum LKW. Am Ende steht die Vision eines CO2-freien Werkes, und zwar auf wirtschaftlich rentable Weise. Wenn wir das erreichen, ist BMW wieder der Technologie-Primus. Und gleichzeitig ein Treiber, denn alle anderen werden es uns nachmachen. Dieses Ziel habe ich mir für mein Arbeitsleben gesetzt – bis 2047 habe ich noch Zeit. Aber natürlich wechselt das Tempo, mit dem es vorangeht.

Thomas Stiede

Momentan stehen alle Zeichen auf grün, Sie haben also Rückenwind für Ihre Projekte. Was hilft Ihnen denn bei einer Flaute?

Stiede: Ich bin gelernter Handwerker, ich will am Abend sehen, was ich getan habe. Deshalb sehe ich auch die kleinen Fortschritte im Projekt und freue mich darüber. Auch von extern bekommen wir sehr viel Anerkennung. 

Gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind?

Stiede: Mein sechsjähriger Sohn hat im Kindergarten erzählt: „Mein Papa hat den Wasserstoff erfunden und jetzt rettet er die Umwelt“. Das stimmt natürlich hinten und vorne nicht, ich habe ihm auch alles noch einmal genau erklärt, damit er es richtig versteht. Aber es macht mich schon unglaublich stolz, dass meine Kinder mich in meinem Engagement so wahrnehmen. 

Ist das Ihre eigentliche Motivation, Ihr Antrieb?

Stiede: Ja, zumindest zum Teil. Mich motiviert die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit – und ich bin gleichzeitig unglaublich technikbegeistert. Diese Begeisterung zeichnet aber nicht nur mich alleine aus, sondern unser ganzes Unternehmen. Deshalb glaube ich auch fest daran, dass wir über die Technik gute Lösungen für unsere Klima- und Umweltfragen finden können. Wenn wir uns auch unabhängig von schwankenden Rahmenbedingungen auf das Ziel „CO2-frei“ fokussieren, dann können wir wirklich innovativ und erfolgreich sein. 

Und wann ist es gut? Wann sind Sie zufrieden?

Stiede: Wenn alle BMW Fahrzeuge CO2-frei fahren und auch produziert werden, ohne dabei die typischen BMW-Markeneigenschaften zu verlieren. Meine persönliche Interpretation wäre ein hochdynamisches und sportliches SUV mit der gewohnten Höchstgeschwindigkeit, einer Reichweite von vielen hunderten Kilometern – und natürlich keinem einzigen Gramm CO2-Emission im gesamten Lebenszyklus.

Auch in den kommenden Portraits aus unserer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beschreiben engagierte Kolleginnen und Kollegen ihre Motivation und erklären, welchen Beitrag sie zum Thema Nachhaltigkeit innerhalb der BMW Group leisten. 

„WIRkung - Wir machen die BMW Group nachhaltig.“
#meinBeitrag. #mymotivation.

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